Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ende des Harry-Potter-Booms erwartet die deutsche Buchbranche im laufenden Jahr ein Abflauen des Aufschwungs.
"Es wäre ein großer Erfolg für die Branche, wenn wir 2008 im Plus blieben", sagte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, am Donnerstag in Frankfurt. In den ersten fünf Monaten habe der Umsatz um 2,2 Prozent zugelegt, damit sei der Buchhandel nicht zufrieden. Eine genaue Prognose für 2008 wollte er nicht wagen. Entscheidend sei erst das Weihnachtsgeschäft.
Im vorigen Jahr legten die Umsätze der Branche dank des letzten Bands der erfolgreichen Harry-Potter-Reihe um 3,4 Prozent zu und erreichten mit 9,58 Milliarden Euro einen Rekord. "Entgegen aller Unkenrufe zeigen uns diese Zahlen, dass Bücher das Leitmedium der Gesellschaft sind", sagte Honnefelder.
Nun setzt die Branche darauf, dass die sieben Bände über den Kampf des Zauberlehrlings Harry Potter gegen das Böse die Leselust bei Kindern und Jugendlichen geweckt hat und diese nach anderen Büchern greifen. "Die beste Werbung fürs Buch ist das Lesen", konstatierte Honnefelder. Leselustige Kinder werden auch als Erwachsene zu Bücherwürmern, das ist die Hoffnung der Branche. Aktuell belaste die Konsumunlust der von steigenden Energiepreisen gebeutelten Kunden die Umsätze, beschrieb Heinrich Riethmüller, Vorstandsmitglied des Börsenvereins, die Probleme der Buchhandlungen. "Im Buchhandel können wir froh sein, wenn wir in diesem Jahr eine schwarze Null schreiben", führte er aus. 2007 wuchsen die Umsätze der Buchhändler noch 2,1 Prozent, die der Verlage um 2,6 Prozent.
Buchhandlungen verkaufen nach den Daten des Börsenvereins immer noch 53,6 Prozent der Bücher, über das Internet werden 8,9 Prozent abgesetzt. Dieser Vertriebsweg verzeichnete mit einem Umsatzplus von 21 Prozent im vorigen Jahr das größte Wachstum. Erhöht wurde die Titelproduktion: Die Zahl der Neuerscheinungen stieg um 1,9 Prozent auf rund 94.500.
Die Belletristik macht knapp ein Drittel der verkauften Bücher aus, gefolgt von Kinder- und Jugendbüchern (15 Prozent). Deren Umsätze stiegen 2007 dank "Harry Potter" (Joanne Rowling), dem Erfolg von "Tintentod" (Cornelia Funke) und Neuauflagen von Astrid-Lindgren-Büchern um 24 Prozent. Die Reiseliteratur erlebte ebenfalls einen Aufschwung, vor allem wegen des Erfolgs von Hape Kerkelings Erfahrungsbericht von seiner Reise auf dem Jakobsweg, "Ich bin dann mal weg".